„Jeder Christ ist mit Gaben des Heiligen Geistes beschenkt.“ – Eine Lesung von Siegfried Großmann

Am 14. November las Siegfried Großmann bei uns in der Gemeinde aus seinem Buch „Beschenkt mit den Gaben des Heiligen Geistes“. In angenehmer, abendlicher Atmosphäre genossen etwa sechzig Hörerinnen und Hörer die gelesenen Auszüge und Siegfrieds Erläuterungen dazu. 

Dem neuen Testament nach sei jeder Christ, also jeder, der bewusst Jesus nachfolgt, mit den Gaben des Heiligen Geistes beschenkt. Es gebe dabei ganz unterschiedliche Gaben (Röm 12; 1.Kor 12; Eph 4;1.Petr 4), die Gott uns geschenkt hat, um damit der Gemeinde zu dienen (1.Kor 14). Siegfried sagte bedauernd, eine Überbewertung spektakulären Geisteswirkens in manchen Teilen der Christenheit habe eine starke Skepsis gegenüber jeglichem Geisteswirken in anderen Teilen der Christenheit ausgelöst. Viele Gemeinden würden mit dem Thema fremdeln und ihnen entginge dadurch einiges von der Kraft und Gnade Gottes, mit der er uns beschenkt habe. Statt Geistesgaben grundsätzlich auszublenden, gelte es, eine bejahende, mutige und reflektierte Art zu finden, dem Heiligen Geist Raum zu geben.

Als Beispiel nannte Siegfried die Gabe der prophetischen Rede. Bei ihr ginge es nicht darum, jemandem ein unanfechtbares Argument mit den Einleitungsworten „Gott spricht…“ um die Ohren zu hauen, sondern vielmehr, einen im Gebet erhaltenen Impuls zur Stärkung des Glaubens weiterzugeben. Das müsse im Selbstverständnis geschehen, dass ein solcher Zuspruch im Miteinander, zum Beispiel im Hauskreis, geprüft wird. Dann könne diese Geistesgabe ihre Kraft entfalten und zu einer wichtigen und wertvollen Glaubenserfahrung für Einzelne und die Gemeinde führen.

Damit so etwas passiere, brauche es die Offenheit, als Christ darum zu beten, dass Gott einem seine Gaben zeige. Ebenso brauche es den Mut, diese dann auch auszuprobieren. Die Gemeinde solle ein Ort solchen Ausprobierens sein. Wenn sich eine Gabe bei jemandem bestätige, brauche er bestärkenden Zuspruch seiner Mitchristen. Wenn deutlich würde, dass jemand sich in einer Gabe täusche, sei es wichtig, dies auf wertschätzende Weise anzusprechen und ihn dann darin zu unterstützen, betend nach anderen Gnadengaben Gottes Ausschau zu halten.

Man spürte Siegfried ab, dass ihm das Thema ein Herzensanliegen ist. Mit seinen über achtzig Jahren strahlte er zugleich Begeisterung, Nüchternheit und Lebensweisheit aus. In theologisch fundierter und reflektierter Art warb er dafür, mit dem Wirken des Geistes Gottes zu rechnen und den Geistesgaben Raum in unserer Gemeinde zu geben.

Wir als Älteste, Matthias, Ralf, Ingo und ich, freuen uns sehr darüber, dass Siegfried da war. Es war ein bereichernder Abend, und wir wünschen uns, dass es bei dem Thema nicht bei einer Veranstaltung bleibt, sondern es in den verschiedensten Bereichen unserer Gemeinde praktisch wird.

Wir ermutigen dazu, dass ihr, Jung und Alt, euch in eurem persönlichen Glauben damit beschäftigt und gemeinsam, zum Beispiel in Hauskreisen, nach euren Gaben Ausschau haltet, sie ausprobiert und damit die ganze Gemeinde bereichert. Die Geistesgaben gehören nach neutestamentlichem Verständnis ganz klar zum Gemeindeleben dazu.
Wenn ihr nicht wisst, wie ihr damit anfangen sollt, kommt gern auf uns zu.

Von Raphael Stein