Ostern einmal anders verpackt…
…doch der Inhalt blieb derselbe. Ostern 2020 haben wir als Gemeinde eine neue Art des Fastens kennengelernt, nämlich den Verzicht auf die gewohnte Gemeinschaft beim Feiern der Auferstehung Jesu. So wie beim normalen Fasten neue und heilende Kräfte im Körper mobilisiert werden, so hat auch diese angeordnete Isolation viele neue Perspektiven aufgezeigt und kreative Ideen aufblühen lassen. Nachfolgend einige Beispiele aus der Gemeindefamilie.
Das Fehlen der traditionellen Rituale hat viel Raum für stille Besinnlichkeit ermöglicht.
„Es waren die ersten Ostertage meines Lebens, die ich alleine verbracht habe. Keine Eier, fast keine Deko, kein großer Einkauf und auch fast keine Erwartungen. Aber in dieser Stille wurde ich durch Gott durch seine Erinnerungen an sehr bewegende und tiefgreifende Verheißungen überrascht..“
Ostern konnte ohne Anleitung oder Liturgien ganz individuell neu erschlossen werden.
„Ostern war dieses Jahr anders. Aber auch schön anders. Ich nahm jeden einzelnen Tag der Ostergeschichte sehr intensiv wahr. Zwar vermisste ich das gemeinsame Feiern mit der Gemeinde, aber ich hatte mehr Zeit allein mit Gott. Mehr Zeit für Spaziergänge, für Bibellesen, für Gebet, für Stille, für Ruhe, für die Konzentration auf das Wesentliche: Jesus lebt!“
Hausbewohner wurden durch Geschenke überrascht.
„Ich habe einigen meiner Hausbewohner ein Oster-Geschenk überreicht. Nicht nur bei ihnen, sondern auch bei mir hat sich dabei riesige Freude eingestellt.“
Ostergrüße wurden per Post versandt.
„Ich habe mir das Gemeinde Verzeichnis von 2015 vorgenommen und nicht nur verschiedene Ostergrüße verschickt, sondern auch mit dem einen oder anderen telefoniert.“
Die Straße vor dem Haus wurde als Leinwand verwendet.
„Als Oster-Flashmob haben wir in der Nacht zum Sonntag in aller Stille den Text „Jesus ist auferstanden“ mit Straßenkreide ganz groß auf unsere Straße geschrieben. Nach einem Osterfrühstück mit unseren Töchtern und einem eindrücklichen Ostergottesdienst über das Internet verbrachten wir als Familie die Ostertage mit Spielen, Grillen, Spazierengehen im Wald, Ruhe im Garten, und „The Voice Kids“ gucken.“
Alte Schallplatten wurden wieder zu einem Gewinn.
„Gleich nach dem Aufstehen ging mir die Liedstrophe von Manfred Siebald – Das kann doch gar nicht wahr sein, dann lebt er also doch – durch den Kopf und schnell suchte ich die Schallplatte heraus. Obwohl wir keinen Plattenspieler mehr besitzen, lasen wir vor dem schönen Osterfrühstück den aufgedruckten Text, der sich auf das Bild „die Grablegung“ von Emil Nolde und die Situation der Jünger zwischen Karfreitag und Ostermorgen bezog.“
Das Abendmahl wurde auf ungewohnte Weise gefeiert.
„Karfreitag feierten wir das Abendmahl (mit angemessenem Abstand) an einem großem Tisch, während wir dabei die Predigt von Raphael laut über unser Telefon hörten. Ab 15 Uhr besuchten wir dann bei herrlichem Wetter und Orgelmusik den Ostergarten vor der Michaelskirche .“
In einem schönen Gedicht von Rotraud wird alles poetisch zusammengefasst:
So langsam werden wir gewahr,
was dieses Ostern anders war.
was hat Corona uns gebracht,
was hat es uns kaputt gemacht?
Da war der Besuch aus Kanada –
konnten nicht kommen, traurig und wahr.
Passionszeit und das Osterfest
verbrachten wir im eignen Nest.
Manch einer meinte hier entzückt:
„Ich hab’ mein Fernseh’n leer gegückt.
Man wundert sich und fragt sich dann,
wie lange ein Mensch schlafen kann.
Andere wiederum haben jetzt Zeit;
es gedeihen Ideen und Sportlichkeit.
Ein Hauskreis hat es wahr gemacht,
Gemeinschaft, Beten mit kleiner Andacht,
und alles per Zoomkonferenz online
das klappt auch wöchentlich sehr fein.
Ein weiterer Hauskreis trifft sich adrett
immer zum Austausch im Videochat.
Da darf dann nur einer auf einmal sprechen,
sonst klingt es sehr nach scheppernden Blechen.
Am Ende der Woche kommt Online-Genuss,
ein interner Newsletter für Infofluss.
Doch geistlicher Höhepunkt, das war,
der Online-Gottesdienst, na klar!
Da saß ich dann in meinem Zimmer,
meistens allein, aber nicht immer.
Den früher selten zu hörenden Ton
produziert jetzt öfter das Telefon.
Und ist die Technik alt oder neu,
so zeigt mir alles: Gott ist treu.
Er, der uns alle verbinden kann,
fängt bei jedem einzelnen an.
Jedem seine Nähe zu schenken
und den Blick auf das zu lenken,
was unseren Glauben so wichtig macht:
Ostern heißt: Es ist vollbracht!
Der Herr ist auferstanden,
dies gilt für immer.
Das macht Hoffnung,
ob in der Kirche oder im Zimmer.